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Mit einem „Schaff er mir Gold, Böttger“ fing alles an und später sollte man sogar mit Porzellan bezahlen können.
Der Befehl von August des Starken konnte nicht deutlicher sein. „Schaff er mir Gold, Böttger“ Die ständig leeren Kassen am verschwenderischen Hofe lagen August schwer im Magen. Da kam ihm der aus Preußen geflüchtete Johann Friedrich Böttger gerade recht. Er selbst war schon, so glaubte man, ein Juwel. Ihm sollte es an der Königlich Preußischen Schlossapotheke zu Berlin, unter Zeugen gelungen sein, unedles Metall in Gold zu verwandeln. Als „Goldmacher“ bezeichnet, wurde der Apothekengehilfe zum Staatsschatz Nummer 1 in Sachsen. Als die Versuche Gold zu machen fehlschlugen und sein Kopf schon beträchtlich wackelte, brachten ihm die Anregungen von E. W. Graf von Tschirnhaus auf eine vollkommen neue Idee. Graf von Tschirnhaus machte schon im Jahre 1693 Schmelzversuche um Keramik herzustellen, ohne allerdings einen Durchbruch zu erzielen. Böttger experimentierte mit Erde und Ton und versuchte einen Weg zu finden um hinter das Geheimnis des damals einzigartigen und sehr teuer zu beschaffenden Chinesischen Porzellan zu kommen. Das theoretische Wissen von Tschirnhaus sowie die praktischen Ideen von Böttger führten bald zum Erfolg. Bereits 1707 gelang es Böttger noch zu Lebzeiten von Tschirnhaus ein rotbraunes
Steinzeug, das Böttger-Steinzeug herzustellen.
Im Jahre 1709 erfand dann Johann Friedrich Böttger in der Jungfernbastei zu Dresden das erste weiße Hartporzellan in Europa. Nun hatte August der Starke endlich etwas was seine leeren Kassen auffüllen konnte. Es entstand sehr schnell die erste europäische Porzellanmanufaktur in Meißen, welche Böttger bis zu seinem Tod im Jahre 1719 leitete. Bis 1863 wurde noch in den Räumen der Albrechtsburg das berühmte Meißner Porzellan® hergestellt. Später zog die Manufaktur in die im Stadtteil Triebischtal neuerbauten Gebäude um und hat noch heute ihren Sitz dort.
Dass es einmal sogar Münzen aus „Weißem Gold“ geben wird, daran hat damals wohl keiner gedacht. Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte man schon in der Manufaktur Meissen Reproduktionen von seltenen Geldstücken gefertigt, welche für Museen oder Sammler gedacht waren. Ein Anfang war gemacht. Als nach dem Ersten Weltkrieg das Kleingeld in Deutschland bekanntlich sehr knapp wurde, hatte man in Meissen die Idee, Münzen aus Porzellan zu fertigen und in den Umlauf zu bringen. Durch ihre zweckmäßigen Entwürfe und die Eigenschaften des keramischen Werkstoffes hat die Manufaktur in Meissen alle Ansprüche einer neuen Art von Münzprägung voll erfüllt und man befasste sich intensiv mit der neuen Materie. Die Entwürfe lieferte der in Meissen arbeitende Maler und Bildhauer Professor Paul Börner. Ihm sind die zahlreichen, ausdrucksvollen, ohne überflüssiges Beiwerk geschaffenen Motive zu verdanken.
Die Bildseiten der Münzen sind in einer allgemein verständlichen Weise aus dem Leben und der Arbeit der Menschen gestaltet, sie zeigen dabei einen schlichten einheitlichen künstlerischen Schmuck. Vorwiegend wurde damals das braune Böttger-Steinzeug und nicht das weiße Biskuit-Porzellan für die Prägung von Münzen verwendet. Das hatte folgende Gründe. Dieses braune Steinzeug war nicht so leicht Nachzuahmen und die Verschmutzung durch den Umlauf hielt sich in Grenzen, außerdem zeichneten es sich durch eine hohe Festigkeit aus. Die Porzellanmünzen besaßen einen kräftigen Rand und durch die zweckmäßige Bemessung des Querschnittes, erreichte man eine hohe Bruchfestigkeit. Viele Porzellanfachleute beassten sich schon während des Ersten Weltkrieges mit der Herstellung von Münzen aus keramischen Werkstoffen, doch konnten dabei keine großen Erfolge verzeichnet werden. Nur die aus der Porzellanfabrik Ph. Rosentahl & Co. in Selb hergestellten 10-Pfennig-Münzen kamen in einen beschränkten Umlauf und dienten innerhalb der Firma als internes Zahlungsmittel.
In Meissen dagegen entstand in den letzten Monaten des Jahres 1920 und bis in das Jahr 1921 hinein, eine zielstrebig arbeitende Abteilung für die Münzenproduktion, welche neben dem vielseitigen, umfangreichen Porzellanbetrieb arbeitete. Man bediente sich dabei unabhängiger Räume, damit eine im öffentlichen Interesse erforderliche Überwachung der Produktion mit Sicherheit gewährleistet war. Als erstes hatte man die nach den Entwürfen gestalteten Prägestempel in Gips anzufertigen. Wurden diese Handformen von der auftraggebenden Stelle für gut befunden, so bekam der Graveur Fritz Hörnlein, der auch für die Staatliche Münze in Muldenhütten bei Freiberg in Sachsen (Prägestätte E bis 1953) tätig war den Auftrag, einen Stahlstempel zu schneiden.
Dabei war von ihm zu beachten, dass der zu fertigende Stempel um ca. 1/6. größer sein musste als die herzustellenden Münzen. Da man hier mit einem keramischen Werkstoff arbeitete, welcher sich beim abschließenden Brand der Münze verminderte, musste man dieses vorher mit in Betracht ziehen. Es folgten dann die Mischung und Zubereitung der rohen Masse, sowie die Formgebung der Münzen durch Stanzmaschinen. Nach der Trocknung der geprägten Münzen kamen sie zum Brennen in den Brennofen, der ihnen nach dem erfolgten „Gar-brand“, einen matten Glanz verlieh. Waren die fertigen Münzen abgekühlt, wurden sei sortiert und auf Bruchfestigkeit geprüft, damit nicht Stücke in den Umlauf kamen, die Brandrisse und sonstige Schäden hatten. Sollte dabei eine Münze mit Dekoren verziert werden dann bekam sie nun die Farbe per Hand aufgetragen. Die Sachsen-Porzellanmünzen zu 5, 10 und 20 Mark haben als Dekor einen Goldrand, der an die Goldmünzen vor dem Ersten Weltkrieg erinnern sollte. Später wurde die Farbe nochmals eingebrannt. Es wurden gleichzeitig Münzen für Sachsen, für die Stadtgemeinden und Privatauftraggeber hergestellt.
Münzen aus keramischer Fabrikation gab es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich (Alkoven und Inzersdorf), Belgien (Baudour), England (Pinxton und Worcester) und im damaligen Siam oder in Japan.
Notmünzen aus braunem Böttger-Steinzeug hatten in Sachsen nur eine kurze gesetzliche Gültigkeit bis zum 31. Dezember 1921. Man konnte wirklich damit in den Geschäften sein Brot bezahlen. Allerdings wanderten auch gar zu viele Stücke in die Taschen der Sammler und die folgende Inflation gab den Münzen den Rest. Die Staatskasse von Sachsen löste diese Porzellanmünzen bis zum 14. Januar 1922 ein. Heute trifft man auf Sammlermärkten und Internetauktionen ab und zu auf diese Vertreter der damaligen Zeit. Verblüffend schön sind diese Stücke noch heute und ihr matter Glanz hat sich erstaunlicherweise bis in unsere Tage erhalten. Einige bekamen sogar die Ehre in einem speziellen, nummerierten Etui gebettet zu werden und verkörpern in ihrer Art, den KMS von damals. Porzellan aus Meissen steht zu Recht als weltweit geschätztes, begehrtes und liebevoll genanntes „Weißes Gold“, ist es doch Inbegriff filigraner Schönheit und Eleganz. Postkarten mit witzigen Sprüchen über die Notmünzen aus dem Land Sachsen sind entstanden und sogar ein musikalisches Werk hat man später der Geschichte des Porzellans aus der Manufaktur Meissen gewidmet. Ein Besuch der Porzellan-Manufaktur in Meissen lohnt sich zu jeder Jahreszeit, vor allem der Sammler von Medaillen aus Porzellan wird auf seine Kosten kommen.
Text: Reiner Graff
Fotos: Angela Graff
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