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Archäologie
Steinzeitliche Ausgrabung im Elbtal und rund um das Meißner Krematorium
Die Geschichte im Elbtal
Die Gegend im Raum Meißen-Weinböhla-Coswig ist mit einer interessanten Geschichte verbunden. Bereits in der Bronzezeit, stellenweise sogar schon vor 9.000 Jahren, siedelten sich in diesem Raum Menschen an. Als Jäger und Sammler sowie als Siedler konnten sie sich in dem bewaldeten, aber sehr fruchtbaren Elburstromtal gut ernähren. Ausgrabungen brachten viele aufschlussreiche Funde ans Tageslicht: tönerne Töpfe, Krüge, Schalen, Urnen der Steinzeit und der nachfolgenden Epochen.
Die Stichbandkeramik war im Neolithikum verbreitet, in der spätneolithischen Kultur folgte die Schnurkeramik, danach die Aunjetitzer Kultur, die Lausitzer Kultur und schließlich die Billendorfer Kultur. In den Jahren 1926/27 war eine große Serie von Ausgrabungen im Gange, zum Beispiel in der Nassau, ebenso im Raum Coswig und Kötitz.
Beim Bau der Gastrasse 1983/84 wurden erneut Funde erzielt. Auch bei den jetzigen Arbeiten an der Trasse 2009/2010 stieß man noch auf Unikate von vor 7.000 Jahren. Im Heimatmuseum „Karrasburg“ in Coswig sind Fundstücke in der Dauerausstellung sowie in Sonderausstellungen zu besichtigen.
Die Bronzezeit endete in unserem Gebiet etwa 500 v. Chr. Die überwiegend sesshaften Bauern im Elbtal begannen, die Wallanlagen und Schutzburgen, beispielsweise die Bosel, zu verlassen, so dass diese an Bedeutung verloren. Vor mehr als 2.000 Jahren wanderte der germanische Stamm der Elbsueben aus dem Norden ein. Sie bestimmten etwa tausend Jahre, von 400 v. Chr. bis 600 n. Chr., unser Siedlungsgebiet.
Zwischen Saale und Elbe lebten die Hermendeuren, später ging aus ihnen der Stamm der Thüringer hervor. Östlich der Elbe waren die Semnonen angesiedelt. Im 6. Jahrhundert folgten ihnen die slawischen Stämme der Sorben. Sie nutzten den wirtschaftlichen Vorteil der einst bewohnten Gebiete, wurden sesshaft und vermischten sich mit den hier wohnenden Volksresten der Germanen. Die früheste Nachricht über ihre Anwesenheit stammt aus dem Jahre 631 und betrifft einen Sorbenfürsten Dervanus.
Das Gebiet westlich Meißens besiedelte der slawische Stamm der Daleminzier, den Dresdener Elbtalkessel bewohnten die Nisaner, die sich bis Brockwitz verbreiteten. Auch heute noch weisen Ortsnamen und Reste slawischen Brauchtums auf ihre Anwesenheit hin. Jagd, Fischfang, Imkerei und Ackerbau boten notwendige Nahrung, der große Wald bot Bau-, Brennmaterial, Nahrung und Weidegründe. Ab 800 n. Chr. erfolgte jedoch die Unterwerfung durch fränkische Krieger.
Rodungen im Mittelalter brachten den Menschen, die vor 1.000 Jahren hier siedelten, guten Boden, sodass sie Ackerbau und Viehzucht betreiben konnten. Der zur Mark Meißen gehörende Raum wurde in Güter aufgeteilt und an treue adlige Ritter oder andere „Verdiente“ gegeben.
Ausgrabungen am Krematorium
In unmittelbarer Nähe zum Krematorium Meißen befindet sich der Burgberg. Heinrich I. eroberte die in der Lommatzscher Pflege (vermutlich bei Stauchitz) gelegene Burg „Gana“, besiegte die Slawen und gründete 929 eine Burg auf einem strategisch günstigen Felsvorsprung, eingegrenzt von Elbe, Triebisch und dem Meisabach. Seitdem gilt Meißen als die Wiege Sachsens. Doch eigentlich liegt die Geburt unserer hiesigen Kultur schon Tausende Jahre länger zurück. In den 1950/60er Jahren wurden Ausgrabungen auf dem Burgberg durchgeführt, die wichtige Erkenntnisse über das Früh- und Hochmittelalter brachten und einige Fenster in die Eisenzeit öffneten.
Aus archäologischen Untersuchungen ist bekannt, dass sich die Ortskerne der heutigen Städte und Gemeinden fast immer noch an den Stellen (oder 200-300 m entfernt) befinden, die bereits in der Steinzeit besiedelt waren. So verwundert es nicht, dass das Gebiet rund um den Burgberg vor der Burggründung besiedelt war.
Tatsächlich kann eine Besiedlung in der Bronzezeit nachgewiesen werden. 1910 stieß Johannes Deichmüller im Domchor auf Scherben der frühen Eisenzeit. Immer wieder werden unter den mittelalterlichen Schichten Siedlungsreste aus der Zeit 1.000 v. u. Z. entdeckt. Selbst der heutige Zugang zur Burg befindet sich vermutlich an der selben Stelle wie vor 5.000 Jahren. Nicht weit (2 bis 3 km) vom Burgberg entfernt, befindet sich Obermeisa, ein altes Dörfchen, was später Meißen eingegliedert wurde. Hier entdeckte man 1926 Relikte aus der Bronzezeit.
Das Einzelgrab beinhaltete eine Urne mit Leichenbrand, die in 65 cm Tiefe beigesetzt war, und einen Krug, der mit der Mündung auf den Leichenbrand gesetzt war.
Durch die aufgebrachten Schrägrippen auf der Keramik und die Reste der Bronzenadeln lässt sich der Fund in die Zeit 1.200 bis 1.000 v. u. Z. einordnen. Während der Vorbereitungsarbeiten zum Tunnelbau (Bundesstraße 101) wurden sogenannte Schlitzgräbchen aus der Zeit 5.500 bis 2.500 v. u. Z. gefunden. Es handelt sich dabei um Gruben mit einem langovalen bis schmalen Umriss, die meist einen V-förmigen Querschnitt besitzen. Im Laufe der Zeit wurden diese Gruben verfüllt.
Wozu diese Gruben genutzt wurden, lässt sich nicht genauer bestimmen. Wohl aber geht man von Fall-, Web- oder Gerbergruben aus. Bereits erwähnte Funde aus der späten Bronzezeit in den Nachbargemeinden Weinböhla, Coswig-Kötitz, Cossebaude, wo große Urnenfelder 1925 bis 1927 freigelegt wurden, beweisen, dass unser fruchtbares Elbtal schon in der frühen Bronzezeit (2.000 v. u. Z.) großräumig besiedelt war. Von der jüngeren Bronzezeit bis zur vorrömischen Eisenzeit (800-100 v. u. Z.) sind viele Siedlungsspuren erhalten. Besonders der Raum zwischen „Rotem Gut“ und dem Drosselgrund wie auch im westlichen Trassenbereich ist das Gelände durch den Bau des Tunnels (B 101) gut untersucht.
Da die Menge der Funde gering ist, lassen sich keine großen Erkenntnisse ziehen. Anhand von Pfostengruben kann auf Häuser und damit eine Besiedlung geschlossen werden. Mitunter sind bis zu zwei Meter tiefe Keller oder Gruben nachzuweisen, die später mit Siedlungsabfällen verfüllt wurden. „Am Roten Gut“ wurden beispielsweise vier bronzezeitliche Keller und Gruben entdeckt. In einzelnen Gruben lagen noch Reste von Handmühlen und nahezu vollständige Gefäße. Die gefundenen Tassen, Näpfe, Schalen und Schüsseln zeigen, dass zur damaligen Zeit eine Qualitätskeramik in Gebrauch war. Dabei handelt es sich um Keramik aus dem Bereich Usti n. L., was zeigt, dass die Elbe seit vielen Jahrtausenden als Schifffahrtsweg genutzt wurde. 1935 wurde unter der Albrechtsburg Meißen sogar eine Nackenscheibenaxt aus dem ungarischen Raum ausgebaggert, die leider in den Kriegswirren abhanden gekommen ist. Man kann also sehr gespannt sein, was künftige Ausgrabungen noch zutage fördern.
P. S.: All diese Fakten erwecken den Eindruck, dass die globalisierung keine Erfindung der Neuzeit ist, sondern schon in der Steinzeit eine Rolle spielte. Hätte es damals ein Europäisches Parlament gegeben, so hätten sich die Abgeordneten (Schamanen und Druiden) bei den Sitzungen rund ums Brüsseler Lagerfeuer gegenseitig mit der Axt erschlagen, ohne eine einzige Verordnung zu verabschieden. Die Zeiten waren hart, aber zumindest ehrlich …Doch … welch Wunder: Die Welt entwickelte sich weiter.