- Start
- Kunst und Geschichten
- Literatur
- Gedichte
Gedichte und Gedanken
Clemens Brentano
Du hast gesorgt, du hast geschafft,
auch oftmals über deine Kraft,
Du wolltest noch so vieles tun,
nun müssen deine Hände ruhen.
Du hast ein gutes Herz besessen,
nun ruht es still und unvergessen.
Vorüber sind die Leidensstunden,
die müden Augen zu.
Wir gönnen dir die Ruh.
Deine wunderseligen Augen,
Inseln aus des Himmels Seen,
sah ich steigen, untertauchen
in des Morgens ersten Wehn.
***
Und es steigt ein Nebelschleier
übers tiefe, stille Blau,
eine einsam tiefe Feier
Breitet sich durch Wald und Au.
Johann Christian Günther
So verfliegt der sachte Rauch,
so verfliegt das Leben auch ...
***
Jeder Schritt
ist ein Tritt
zu dem letzten Gange.
***
Wir wandern alle durch die Zeit
ins Vaterland der Ewigkeit
und suchen eine beßre Stätte ...
***
Mein Kummer weint allein um dich,
mit mir ist's so verloren ...
***
"Gott wird die Wunden heilen,
und dessen tröst ich mich."
***
Bin ich anjetzt verlassen
und alles Trostes leer,
mein Geist, du mußt dich fassen,
sonst wird die Not zu schwer.
Im Himmel lebt ein Freund,
der wird mir nicht entfallen,
obgleich die Welt von allen
mich zu entblößen scheint.
So erwart ich deine Liebe
in der Ewigkeit auf neu
mit dem Wunsche reiner Triebe,
daß dein Tod ohn Unruh sei.
Maria Zwetajewa
Dein Gesicht und dein Wort,
Deine Schultern sind fort.
Wie schutzlos ich bin:
Wohin nur, wohin?
***
Dies helle - auf dünnem Hals -
ach dies Haupt:
Ach Butterblumbällchen im Wind:
Noch ist etwas in mir, was es nicht glaubt:
Zu Erde gegangen - mein Kind.
***
Doch du, doch du: Wohin, wohin.
Logau
Ich fürchte nicht den Tod,
der mich zu nehmen kümmt.
Ich fürchte mehr den Tode,
der mir die Meinen nimmt.
Petrarca
Ist doch jede Wunde unheilbar,
die der Tod geschlagen hat!
Seume
Wer den Tode fürchtet,
hat das Leben verloren.
Friedrich der Große
Unser Leben führt uns mit raschen Schritten von der Geburt bis zum Tode.
In dieser kurzen Zeitspanne ist es die Bestimmung des Menschen, für das Wohl der Gemeinschaft, deren Mitglied er ist, zu arbeiten.
Hermann Hesse
Blätter wehen vom Baume,
Lieder vom Lebenstraume
wehen spielend dahin.
Vieles ist untergegangen,
seit wir zuerst sie sangen,
zärtliche Melodien,
sterblich sind auch die Lieder,
keines tönt ewig wieder.
Alles verweht der Wind.
Blumen und Schmetterlinge,
die unvergänglicher Dinge
flüchtiges Gleichnis sind.
Joseph von Eichendorff
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.
Pindar
Wir flüchtigen!
Was wir sind,
schon ist's nicht mehr.
Ein Traum ist der Mensch.
Arthus Kutscher
Fürchte nur kein Ende!
Wird es kalt und stumm,
bilden Gottes Hände
wundersam dich um,
andern Leib zu erleben,
den dein Geist durchlebt.
Die nur müssen sterben,
die nicht stark gelebt.
Johann Wolfgang Goethe
Über allen Gipfeln ist Ruh',
in allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch;
die Vöglein schweigen im Walde.
Warte nur, balde ruhest du auch.
***
Den Beweis der Unsterblichkeit muss jeder in sich selbst tragen. Außerdem kann er nicht gegeben werden. Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechselnden ruht Ewiges.
Das Ewige regt sich fort in allem,
denn alles muss ins Nichts zerfallen,
wenn es im Sein beharren will.
Gotthold Ephraim Lessing
Gestern liebt ich, heute leid ich,
morgen sterb ich. Dennoch denk ich
heut und morgen gern an gestern.
Victor
Der Tod ist nur des Lebens Widerschein!
Alexander Block
Fehlt dir die Kraft - so laß von Trauer dich überschwemmen, dich verzehren ...
Matthias Claudius
Ach es ist so dunkel in des Todes Kammer,
tönt so traurig, wenn es sich bewegt,
und nun aufhebt seinen schweren Hammer
und die Stunde schlägt.
Agnes Miegel
Heiterkeit des Todes
Lächelnde Nähe der Wandlung füllt mich.
Es steigt keine Furcht in mir auf,
da die Sonne noch einmal
durch die Bäume glänzt, vor purpurne Wolken
ihre Gitter hebt und zum Nachen sich neigt.
Wird ein Lächeln über die Wangen huschen,
da aus den Weiten, aus geöffneten Sternen
der Ruf mich erreicht, der mich lockt
aus zersprungenen Saiten?
Herr, gib mir stille Heiterkeit,
wenn ich mich rüste, sende aus Sternenlichter,
die mich begrüßen, wenn ich nahe,
eine Flamme, ein Zeichen, wie eine Tür,
die sich öffnet zu neuen Reichen.
Theodor Storm
Ewiger Wellengang flüchtiger Zeit,
Aufstieg und Niedergang, Freude und Leid.
Lacht dir der Sonne Schein heute gar hell,
weißt Du ums Morgen nicht,
Leid schreitet schnell.
Ewiger Wellengang, rausche dahin.
Aufstieg und Niedergang, alles hat Sinn.
Antoine De Saint-Exupery
Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust,
wird es dir sein, als lachten alle Sterne,
weil ich auf einem von ihnen lache,
Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.
Friedrich Gottlieb Klopstock
Er erschreckt uns,
unser Retter, der Tod.
Sanft kommt er leis
im Gewölke des Schlafs.
Aber er bleibt fürchterlich,
und wir sehen nur wieder ins Grab,
ob er gleich uns zur Vollendung führt
aus Hüllen der Nacht hinüber
in der Erkenntnis Land.
Johann Gottfried Herder
Kein Tod ist in der Schöpfung, sondern Verwandlung, Verwandlung nach dem besten, weisesten Gesetz der Notwendigkeit.
***
Was in mir stirbt, bin nicht ich selbst.
Was in mir lebt, mein Lebendigstes,
mein Ewiges kennt keinen Untergang.
Detlev von Liliencron
Der Tag ging regenschwer und sturmbewegt,
ich war an manch vergessenem Grab gewesen.
Verwittert Stein und Kreuz, die Kränze alt,
die Namen überwachsen, kaum zu lesen.
Der Tag ging sturmbewegt und regenschwer,
auf allen Gräbern fror das Wort: Gewesen,
Wie sturmestot die Särge schlummerten,
auf allen Gräbern taute still: Genesen.
Friedrich Hölderlin
Lass vergehen, was vergeht. Es vergeht, um wiederzukehren, es altert, um sich zu verjüngen, es trennt sich, um sich inniger zu vereinen, es stirbt, um lebendiger zu werden.
Ina Seidel
Unsterblich duften die Linden -
was bangst du nur?
Du wirst vergehn und deiner Füße Spur
wird bald kein Auge mehr im Staube finden.
Doch blau und leuchtend wird der Sommer stehn
und wird mit seinem süßen Atemwehn
gelind die arme Menschenbrust entbinden.
Wo kommst du her? Wie lang bist du noch hier?
Was liegt an dir? Unsterblich duften die Linden.
Walter von Molo
Das ist es, was uns bleibt: man muss in Schweigen
sich ehrfurchtsvoll vor den Gesetzen neigen.
Friedrich Hölderlin
Nicht in der Purpurtraube liegt heilige Kraft allein,
es nähret auch das Leben vom Leide sich.
Rudolf G. Binding
Leben und Tod ist nur gleiches Berauschen.
Sterne und Erde sind nicht mehr zu tauschen.
Sterb' ich dir heute nicht, sterb' ich dir morgen:
Schwebend im Gleich des Alls sind wir geborgen.
Jeremias Gotthelf
Dieses diesseitige Leben ist nichts als ein kurzer Aufenthalt auf der Insel, die wir Erde nennen, und diese Erde ist nichts als eine kleine Insel in dem ungeheuren Ozean, in welchem die Welten Gottes schwimmen.
Das Landen auf dieser Insel nennen wir Geburt, das Absegeln von derselben Tod. Haben wir einmal unser ewiges Dasein erkannt, dass unser Erdenleben nichts anderes ist als gleichsam ein Durchgang, so haben wir das ewige Leben, leben in der Ewigkeit, und unsere ganze Zukunft ist Ewigkeit.
Die nächste Stunde und nach Millionen Jahren eine andere Stunde, beide sind Schwestern, geboren aus dem nämlichen Schoße.
Wolfram Pinder
Tod ist kein trostloses, jähes Ertrinken
im nachtschwarzen Meer des grausigen Nichts.
Tod ist im Schoße des Alls versinken
und neu sich gestalten im Lande des Lichts.
Vor dem Unendlichen ist unser Schicksal
ein Hauch übers Meer.
Aber die Seele ist Ufer alles Unendlichen.
INHALTE:
Navigation überspringen- Baukunst
- Regionale Dinge
- Phoenix, Münzen und Medaillen
- Bestattungsgeschichte
- Schwarzer Humor