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Corpse Bride
Hochzeit mit einer Leiche – „auf dem Komposthaufen am Ende der Zeit
England zum Ende des 19. Jahrhunderts: Eine arrangierte Hochzeit soll das Leben der durch Fischhandel neureich gewordenen Van Dorts und der verarmten Adelsfamilie Everglot verbessern. Victor, der hyperscheue und etwas tollpatschige Sohn der van Dorts, soll mit (der ihm bislang unbekannten) romantischen Victoria verheiratet werden. Seine Eltern versprechen sich mit der arrangierten Vermählung, in höhere Gesellschaftskreise aufzusteigen. Victorias Familie ist indes völlig bankrott und hat nur der Heirat zugestimmt, um nicht im Armenhaus zu enden. Bei einem inszenierten Kennenlernen der beiden füreinander Bestimmten, setzt sich der schüchterne Victor ans Klavier und erobert mit seinem Spiel Victorias Herz. Beide verlieben sich ineinander – der Hochzeit scheint somit nichts mehr im Wege zu stehen. Am Vorabend der Vermählung findet eine Probetrauung statt, die der Bräutigam in spe vollends vergeigt und schließlich vom Priester zum Üben fortgeschickt wird.
Traurig geht Victor in den Wald, um sein Trauungssprüchlein zu üben. Dabei steckt er den Ring nach dem Ehegelöbnis einem vermeintlichen Ast über. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass dieses kein Ast, sondern der skelettierte Finger einer toten Frau namens Emily im Hochzeitskleid ist. Diese, wenn auch teilweise verweste Braut, erweckt zum Leben und ist hoch erfreut, einen Ehemann gefunden zu haben. Voller Angst möchte der verstörte Victor diesem Albtraum entfliehen und läuft davon. Die Leichenbraut nimmt das abgegebene Eheversprechen jedoch sehr ernst und folgt ihm auf eine Brücke. Dort stellt sie ihn und ringt ihm einen Kuss ab – daraufhin fällt Victor in Ohnmacht und erwacht später lebendig im Reich der Toten wieder. Selten hat man einen Film voller Toten gesehen, der derart lebendig und lebensbejahend ist. Er hat Herz und Seele in enormer Menge. An dieser Stelle beginnt die eigentliche Handlung.
In der „toten Welt“ erfährt Victor, dass Emily kurz vor der Trauung ermordet, beraubt und an jener Stelle verscharrt wurde, an der er auf sie traf. Victor jedoch liebt seine lebendige Victoria und möchte zu ihr ins Diesseits zurückkehren. Um dies zu ermöglichen, lässt er Emily glauben, er wolle sie seinen noch lebenden Eltern vorstellen. Die tote Braut führt ihn zum „weisen Gutknecht“, der die beiden „frisch Vermählten“ mithilfe eines Zaubertranks in den Wald zurückbringt. Dort angekommen, flieht Victor schnellstens in die Stadt, um bei Victoria Zuflucht zu suchen. Die wütende Emily folgt ihm jedoch und nimmt ihn mit einem Rückkehrspruch wieder mit ins Reich der Toten. Um doch noch dem Armenhaus zu entkommen, treiben Victorias Eltern indes schnell einen neuen Ehemann, Lord Barkis, für ihre Tochter auf. Die Todunglückliche soll schon am selben Tag, dem ursprünglichen Hochzeitstermin, diesen heiraten. Dem ist die missliche finanzielle Lage der Familie allerdings nicht bekannt und er erhofft sich durch die Vermählung eine reiche Mitgift.
Im Reich der Toten erfährt die traurige Braut Emily inzwischen, dass ihre Ehe mit Victor nichtig ist, da sie vom Tod geschieden wurden. Erst wenn Victor im Diesseits stirbt, würde eine Vermählung sie verbinden. Da Victor vom kürzlich verstorbenen Kutscher der Familie erfahren hat, dass seine geliebte Victoria einen anderen geheiratet hat, ist er bereit, durch ein Gift für Emily zu sterben und sie dann zu ehelichen. In der Kirche im Diesseits, in der die Hochzeit von Victor und Emily stattfinden soll, tauchen auch Victoria und ihr frisch angetrauter Ehemann Lord Barkis auf. Es stellt sich heraus, dass dieser der erste Bräutigam der Leichenbraut Emily ist, der sie ermordet hat. Victor und der Lord liefern sich einen Kampf, der schließlich von Emily beendet wird. Daraufhin möchte Barkis die Kirche verlassen und trinkt, in dem Glauben, es sei Wein, vom Gift, das für Victor bestimmt war. Der Lord stirbt und wird „gebührend“ im Jenseits empfangen. Emily löst sich im Lichte des Mondes in Schmetterlinge auf, da sie durch den Tod ihres Mörders Lord Barkis erlöst worden ist, und Victor und Victoria haben ihr Liebesglück wiedergefunden. Als Bestatter hätte man Emily eigentlich ihren Victor gegönnt. Aber wahrscheinlich passen Tote und Lebendige doch nicht zusammen. Schade für die beiden ...
Man hätte kaum gedacht, dass „süß“ und „schaurig“ dasselbe bedeuten können. Aber man lässt sich gern eines Besseren belehren. Der Film ist eine mit satirischen Spitzen versehene romantische Komödie, ein bewegendes Liebesdrama mit Dreiecksbeziehung und ein Musical mit Begleitung auf der Knochengitarre. Es geht um gestohlene Leben, unerfülltes Verlangen, um den Wert von Versprechen und natürlich auch um die große Liebe. Wichtige Themen also, die dem reinen Unterhaltungswert Tiefe und dramaturgisches Gewicht hinzufügen. Ein Genuss für Augen, Gehirn und Gefühl, kurz ein Meisterwerk.